Filmpräsentation und Führung durch die Abteilung Jüdisches Leben am „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“ im Stadtmuseum Memmingen


Am 1. September 2024 wird europaweit der Tag der Jüdischen Kultur begangen. Dieser Aktionstag, der seit 1999 jährlich stattfindet, bietet in rund 30 Ländern die Gelegenheit, die vielfältige Geschichte, Traditionen und Bräuche des europäischen Judentums kennenzulernen. Das diesjährige Motto lautet „Familie“ und spiegelt die Bedeutung familiärer Bindungen in der Jüdischen Kultur wider. Jedes Jahr am ersten Sonntag im September wird der ETJK von jüdischen und nichtjüdischen Organisationen gemeinsam organisiert. Lokale und regionale Veranstaltungen wie Führungen, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge laden dazu ein, tiefer in die Jüdische Kultur einzutauchen und ihre Vielfalt zu entdecken.

Das Stadtmuseum Memmingen beteiligt sich in diesem Jahr mit der Filmpräsentation „3 Filme gegen rechts“ von Leo Hiemer am 01. September 2023 um 11 Uhr in der Eingangshalle des Stadtmuseums Memmingen.

Der Allgäuer Autor und Regisseur präsentiert seine drei Filme „WALLY KOCH“, „KANN SPUREN VON NAZIS ENTHALTEN“ und „HITLER IN LANDSBERG“ und lädt zum Gespräch ein. Der weitaus längste Beitrag (60 Minuten) mit dem Titel „KANN SPUREN VON NAZIS ENTHALTEN“ ist im Rahmen des Ausstellungprojekts „VerVolkt“ des Stadtmuseums Memmingen entstanden und behandelt unter anderem das Schicksal der Memminger und Fellheimer Juden in der Zeit des Nationalsozialismus.

Das Stadtmuseum Memmingen lädt am „Europäischen Tag der Jüdischen Kultur“ auch zur Besichtigung der Abteilung „Jüdisches Leben in Memmingen“ ein. Um 14 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, an einer Führung durch die Abteilung Jüdisches Leben in Memmingen teilzunehmen: Die Heimatpflegerin Sabine Streck führt durch die Dauerausstellung, kostenfrei für alle Besuchenden.

Geöffnet sind die Museumsräume mit allen Dauer- und Sonderausstellungen im Stadtmuseum Memmingen am 1. September 20234 von 11 – 17 Uhr, der Eintritt ist frei.


Hintergrundinformationen:

Leo Hiemer produzierte seinen Film „Kann Spuren von Nazis enthalten“ eigens für die Ausstellung. Dabei begibt sich der Autor und Filmemacher auf die Spuren von Kindern, die Opfer des Nazi-Terrors wurden: jüdische Kinder, behinderte Kinder, Kinder von Müttern, denen, aufgrund ihrer Beziehung zu Zwangsarbeitern aus Osteuropa, „Rassenschande“ vorgeworfen wurde und ins Konzentrationslager gesteckt wurden. Hiemer widmet sich auch weniger bekannten Themen wie den Zwangsarbeitern im Stalag VII B Memmingen oder der Außenstelle des KZs Dachau in der Tierzuchthalle, jetzt Allgäu-Halle, Kempten. Er lässt Fachleute zu Wort kommen, präsentiert bislang unbekannte Film- und Fotodokumente, untersucht die Erinnerungskultur in Memmingen und fragt nach aktuellen rechtsradikalen Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Im Frühjahr 2021 startete das Stadtmuseum Memmingen im Rahmen des Jubiläumsjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ das Projekt „VerVolkt“ zur nationalsozialistischen Vergangenheit Memmingens und rechtsradikalen Tendenzen im Allgäu gestern und heute. Im Herbst folgte eine Erweiterung. Das Museum kreierte damit für die Stadtgesellschaft eine vielgestaltige Erinnerungslandschaft, in der nicht nur die Verflechtungen der Region mit jüdischem Leben und jüdischer Kultur deutlich sichtbar werden, sondern auch auf andere verfolgte Gruppen wie zum Beispiel Sinti und Roma, Zwangsarbeiter, Rassenschande- oder Euthanasie-Opfer eingegangen wird.

Der Katalog, der das Ausstellungsprojekt „VerVolkt“ zusammenfasst, bildet die Basis für den anschließenden Gesprächsaustausch zwischen den Autor:innen Leo Hiemer/Regina Gropper und dem Publikum. Der Katalog enthält Beiträge von Dr. Paul Hoser, Historiker und von Prof. Dr. Martina Steber, der Zweiten Stellvertretenden Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin sowie von Katrin Holly, die Historikerin bei der Heimatpflege des Bezirks Schwaben ist. Der bekannte Journalist Sebastian Lipp beschreibt die rechten Tendenzen heute.

Titel Flyer "3 Filme gegen rechts", Leo Hiemer

Katalogtitel "VerVolkt", erschienen im Metropol Verlag (Gestaltung Chrisitan Schäfler)